Totentreppe an der Kirche

In Hochwasserzeiten stand in Ihlienworth mit Ausnahme des höher gelegenen Ortskerns, des „Kirchdorfes“, die ganze Feldmark unter Wasser. Wenn die unbefestigten „Kleiwege“ unpassierbar waren, spielte sich dann der gesamte private und gewerbliche Verkehr auf dem Wasser ab. Den Einwohnern aller Ortsteile war es in diesen Zeiten möglich, mit dem großen „Sietlänner Schipp“ oder den kleineren „Flöten“ auf einem der zahlreichen Wasserläufe ins „Kirchdorf“ zu gelangen. Einzelne Einwohner, die nicht direkt an einem Wasserlauf wohnten, unterhielten einen sogenannten Schiffsgraben, der in eines der größeren Gewässer mündete. Neben den Wasserläufen, die dem Verkehr und der Entwässerung dienten, gab es sogenannte Totengräben, die direkt zum Friedhof führten.

Ihren ungewöhnlichen Namen erhielt die Totentreppe vor langer Zeit. Damals war der Wasserweg oftmals auch die einzige Möglichkeit, Särge bei Beerdigungen zur Kirche zu transportieren. Die Trauerzüge, die über die Totengräben in den Ortskern gelangten, legten dann an dieser Steintreppe an. Die Särge wurden aus dem Kahn zum Friedhof hinaufgetragen. Anschließend ging hier auch das Trauergefolge an Land. Ebenso gelangten Hochzeitsgesellschaften auf dem Wasserweg zur Kirche.
Die neben der Totentreppe liegende Kaimauer wurde nach 1877 aus den Felsblöcken der Kirchenmauer hergestellt.