Lösch- und Stapelplätze an der Medem

Die folgenden Auszüge aus einem Zeitzeugenbericht beschreiben die 1920er Jahre in Ihlienworth, die Zeit vor dem Bau des Schöpfwerkes.

Beiderseits der Medem gab es zahlreiche Geschäfte für die beiden Orte Oster- und Wester-Ihlienworth. Diese hatten alle einen Zugang zur Medem, bedingt durch die schwierige Erreichbarkeit für Warenlieferungen auf dem Landweg.
Südlich der damals noch hölzernen Medembrücke, die ca. 50 Meter nördlich (in Richtung Neuenkirchen) der heutigen Brücke lag, befand sich am Ostufer der Medem eine Anlegestelle des Kaufmanns Dock (heute Osterstraße 2), vorher Woltmann, wo insbesondere die Lebensmittel des Großhandelsbetriebes Gerdts & Bühner aus Cuxhaven entladen wurden.
Direkt daneben lag die Anlegestelle der Zimmerei Schult (heute Osterstraße 4). Um auch die Entladung von Baumstämmen möglich zu machen, wurde das Ufer an dieser Stelle abgeflacht. Der Kaufmann Horeis (später Erdmann, heute Osterstraße 14) hatte keine eigene Anlegestelle. Das Ufer war dort zu steil.
Nebenan befand sich die Anlegestelle der Holzhandlung Tiedemann (Osterstraße 15) mit einem wiederum abgeflachten Ufer.
Ebenfalls noch auf der Ostseite der Medem folgte die Anlegestelle der sogenannten „Aue-Mühle“ (heute Mühlenweg 2). Für den Mühlenbetrieb war dort ein kleiner Hafen zwischen Medem und Mühle ausgehoben worden. Wo heute die Werkstatt des Autohauses Köster steht, befand sich direkt am Ufer dieses Hafens ein Schuppen. Der Müller Heinrich Köster betrieb zusätzlich einen Kohlenhandel. Kohlen und Briketts, die mit Schiffen geliefert worden waren, wurden im Schuppen gelagert, Getreide jedoch ausschließlich in der Mühle. Die Kohlen und das Getreide wurden nicht nur über die Medem, sondern auch über einen breiten Graben von der Straßdeichwettern her mit Kähnen an- bzw. abtransportiert.
Gegenüber, auf der Westseite der Medem, auf dem sog. „Steert“ lag die Anlegestelle des Gastwirtes und Fuhrmanns Tiedemann (heute Hauptstraße 47). Dort legte das sogenannte „Steinschiff“ an. Es brachte „Bülkauer Ziegel“ und wohl auch andere Steinsorten nach Ihlienworth.  
Des Weiteren gab es auf der Westseite der Medem die Anlegestelle des Kaufmanns Richard Schwanemann (heute Hauptstraße 45). Die Anlegestelle wurde ebenfalls von dem Kaufmann Heinrich Schriefer (heute Hauptstraße 64) genutzt, der einen Laden mit Tankstelle betrieb.
Neben der Anlegestelle des Kaufmanns Schwanemann in Höhe des damaligen Transformatorenhauses des Überlandwerkes Nordhannover hatte der Zimmereibetrieb von Christian Oest (Hauptstraße 66) eine Anlegestelle, die ebenfalls zum Entladen von Baumstämmen abgeflacht war und bis zu dem gepflasterten Grundstück neben dem Transformatorenhaus reichte. Außer Baumstämmen und anderem Holz wurden auch Baustoffe wie Kalk und Zement angeliefert, mit denen Oest Handel betrieb.

Aus Erzählungen ist bekannt, dass darüber geklagt wurde, dass die größeren Frachtschiffe nicht mehr ins Dorf kommen konnten, weil das im Jahr 1928 gebaute Schöpfwerk ihnen den Weg versperrte. Dort war zwar auch eine Kahnschleuse gebaut worden, die aber bei einer Breite von lediglich drei Metern nicht von Segelschiffen befahren werden konnte.