Partnerschaftskomitee Neuenkirchen

Die Franzosen kommen

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

seit 1989, also seit 35 Jahren verbindet die Gemeinden Neuenkirchen im Land Hadeln und Saint Broladre in der Bretagne (Frankreich) eine enge Freund- und Partnerschaft. Jedes Jahr zu Pfingsten finden gegenseitige Besuche statt, mal in Neuenkirchen und mal in Saint Broladre. Für 2024 ist von Freitag, 17. Mai – Montag, 20. Mai 2024 wieder ein Besuch der Franzosen in Neuenkirchen geplant. Wir werden unsere Gäste wie immer privat in Neuenkirchener Familien unterbringen.

Wir möchten Sie hiermit herzlich zu diesem Treffen einladen. Lernen Sie interessante Menschen und Lebensweisen kennen, und nehmen Sie teil an dieser einzigartigen Art der Völkerverständigung zwischen Deutschland und Frankreich.

Nähere Informationen erteilt Ihnen sehr gerne der Vorsitzende unseres Partnerschaftskomitee’s, Uwe Warrings,  Telefon-Nr.: 04751 / 2535. Rufen Sie ihn einfach an, sprechen Sie mit ihm oder vereinbaren einen Termin.

Viele Grüße
Dagmar Diers | Bürgermeisterin
Uwe Warrings | Partnerschaftskomitee

Partnerschaft Neuenkirchen – St. Broladre

Diese Partnerschaft entstand im Jahre 1989 auf Initiative der Sportvereine TSV Neuenkirchen und Union Sportive St. Broladre. Seither unternahmen die Neuenkirchener 15 Reisen in die Bretagne, um über Pfingsten die inzwischen liebgewonnenen Freunde zu besuchen. Im Gegenzug besuchten die Bretonen ebenso oft Neuenkirchen an der Niederelbe. Darüber hinaus führten die Sportvereine in den Jahren 2002 bis 2007 insgesamt fünf gegenseitige Jugendfahrten durch. Nur in den CORONA-Jahren von 2020 bis 2022 fanden keine Besuche statt.

Als die Neuenkirchener 1989 zum ersten Mal in Richtung Westen aufbrachen, um die Gemeinde St. Broladre zu besuchen, ahnte noch niemand, welche tiefe Verbundenheit sich mit den Jahren entwickeln sollte. Wie weit waren alle beim ersten Treffen voneinander entfernt? Die Freundschaft wollte verdient werden, in erster Linie durch gegenseitiges Vertrauen. Auch durch Mut. Den Mut, trotz gegenseitiger großer Sprachprobleme die Kommunikation miteinander zu suchen. Und auch durch Neugier, die Bereitschaft, neue Landschaften und Menschen mit ihren teils ungewohnten Bräuchen und Lebensweisen kennenzulernen und zu akzeptieren. Das der Sport einst die Triebfeder der ersten Jahre war, spielt heute keine große Rolle mehr, heute sind die gegenseitigen Treffen das tiefe Bedürfnis vieler Einwohner in beiden Gemeinden. Entsprechend herzlich und emotional fallen die Begrüßungen der Freunde aus dem Land Hadeln und der Bretagne jedes Mal aus.

Internationale Partnerschaften sind eine tragende Säule der Völkerverständigung und die Länder Frankreich und Deutschland unterstützen Gemeindepartnerschaften nach Kräften, nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch durch intensive Beratung. Am 22. Januar 2019 erneuerten der französische Präsident Emmanuel Macron und Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel im Krönungssaal des Aachener Rathauses den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag von 1963, den damals Präsident Charles de Gaulle und Kanzler Konrad Adenauer in Paris geschlossen haben.
Insgesamt haben sich Berlin und Paris auf eine Liste von 15 gemeinsamen Vorhaben geeinigt. Darunter auch der Ausbau der deutsch-französischen Jugendförderung und die Einrichtung eines Bürgerfonds zur Förderung gemeinsamer Projekte zivilgesellschaftlicher Akteure, zum Beispiel Bürgerinitiativen und Städetepartnerschaften.

Im Übrigen erinnert die Unterzeichnung des Aachener Vertrages stark an den 21. Mai 1994, als auf französischer Initiative hin in Saint Broladre die Bürgermeister Maurice Fantou und Ingo Tietje die Partnerschaftsurkunde unterschrieben.

Am 30. April 1995 wurde beim Besuch der bretonischen Gäste der Akt vom Vorjahr wiederholt und eine zweite (deutsche) Urkunde unterschrieben.

In der Urkunde vom 21. Mai 1994 gaben die freigewählten Räte der Gemeinden eine feierliche Erklärung ab. Darin heißt es:
„Wir wollen dauernde Freundschaftsbande zwischen unseren Gemeinden knüpfen und die Partnerschaft nach besten Kräften pflegen, achten und ausbauen. Auf schulischen, sportlichen, sozialen, kulturellen und beruflichen Gebieten werden wir Austauschbestrebungen zwischen unseren Einwohnern fördern mit dem Ziel freundschaftlicher Beziehungen und einer noch besseren gegenseitigen Verständigung.“

In der langen Zeit seit 1989, dem Jahr als die Berliner Mauer Geschichte wurde, gab es auf den Reisen alle zwei Jahre viel zu entdecken. Die bretonische Küste ist ob ihrer Schönheit weltberühmt. Saint Broladre lag früher direkt am Meer, verschiedene Relikte an den alten Häusern deuten heute noch darauf hin. Durch über Jahrhunderte konsequenter Landgewinnung liegen heute zwischen dem Ort und der Bucht des Mont Saint Michel einige Kilometer. Die Nordbretagne ist durch eine grandiose und abwechselungsreiche Küstenlandschaft geprägt. Von der Schelfküste der Bucht des Mont St. Michel, mit seinen ebenso weltberühmten Pré-Salé-Schafen, bis zur 70 m hohen Steilküste am Cap Fréhel, sind es nur wenige Autominuten. Wunderschöne Altstädte wie Dinan, Dinard und Saint Malo mit seinen vorgelagerten Inseln in der sagenumwobenen Bucht der Korsaren, laden zum Schauen und Verweilen ein.

Viele schöne Ausflüge, tolle Feste, Spaziergänge und sportliche Veranstaltungen standen in all den Jahren auf dem Programm. Man kann nicht alle nennen, aber besonders die Schiffsrundfahrt vor St. Malo, der Country-Abend, der Ausflug zum Golf von Morbihan, die Party bei „Ville Arthur“, die Besuche der geschichtsträchtigen Städte und der Besuch des weltberühmten Klosterberges Mont Saint Michel sind in guter und tiefer Erinnerung geblieben. Das Wichtigste sind jedoch die Treffen selbst, das Wiedersehen der Freunde, die herzliche Umarmung. Deshalb haben wir seit einigen Jahren einen Tag des Besuchs zur freien Verfügung gelassen, ohne Terminplan, nur sich selbst gehörend.

Vor über 30 Jahren begann unsere Freundschaft zu wachsen, und unser leider inzwischen verstorbener Pastor Herluff Löck mahnte uns 1991 in St. Broladre:

„Vertrauen zwischen den Menschen wurzelt in Gott und wächst und blüht zwischen uns. Wir haben Gelegenheit, das Vertrauen zu stärken. Die Beziehung zwischen Neuenkirchen und St. Broladre erfordert von jedem Einzelnen seinen Beitrag. Wie diese hier versammelt sind, sind sie Jeder und Jede Arbeiter und Pflegerinnen des Vertrauens.“

Herluff hat Recht behalten, denn gegenseitiges Vertrauen ist die Wurzel und Grundlage unserer Partnerschaft geworden. Inzwischen sind tiefe Freundschaften zwischen vielen Bewohnern entstanden, so daß man sich nicht nur zu Pfingsten besucht, sondern auch zu anderen Anlässen wie Geburtstagen, Hochzeiten, Kommunionen, aber auch zu Beerdigungen. „Wir lachen zusammen und wir weinen zusammen.“

Unsere gemeinsamen Begegnungen, die Erlebnisse und das dadurch gewonnene Vertrauen zueinander haben unsere Freundschaft wachsen lassen. Die Erinnerungen daran und die Vorfreude auf die kommenden Jahre werden dafür sorgen, daß die enge Freundschaft erhalten bleibt und sich weiter vertieft. Dabei müssen wir aber auch erkennen, daß wir immer älter werden und der Fortbestand der jährlichen Besuche kann nur gelingen, wenn wir die Jüngeren für unsere Idee begeistern können. Die Älteren unter uns werden die lange Reise bald nicht mehr machen können, aber sie werden ihre Freunde nie vergessen. Doch die Jugend ist unsere Zukunft, genau wie es Dominique Fourrier in seiner Antrittsrede am 25. Mai 2015 in Neuenkirchen auf den Punkt gebracht hat. Die Jugend noch mehr, noch intensiver für unsere Partnerschaft zu begeistern, wird die zentrale Aufgabe der nächsten Jahre sein. Daran müssen wir alle zusammen arbeiten.

Anfangs war es der Fußball, der uns zusammengeführt hat. Inzwischen erfreuen wir uns am gemeinsamen „Palet“-Spiel, dem Nationalsport der Bretonen für Jung und Alt. Dass wir in Neuenkirchen diesbezüglich hoch motiviert sind uns zu verbessern, mag man schon daran erkennen, dass wir 2018 in kompletter Eigenleistung mit wenig Geld eine schmucke Boulebahn erstellt haben. Das Training dafür wollen wir ab April 2023 bei gutem Wetter wieder aufnehmen, um gut vorbereitet Ende Mai in die Bretagne zu fahren.

Auch wenn das COViD-19-Virus in den vergangenen drei Jahren die jährlichen Besuche verhindert hat, gab es dennoch einige spektakuläre Begegnungen. Neben mehreren privaten Visiten von guten Freunden - sei es in Neuenkirchen oder sei es in St. Broladre – ist ein Treffen mit dem jungen Team aus St. Broladre, welches an der Europ.Raid 2022 teilgenommen hat, besonders bemerkenswert.

Die Europ.Raid ist eine fast 10.000 Kilometer lange Kultur- und Solidaritätstour durch 20 Länder Europas in 22 Tagen. Über 200 „Peugeot 205 Teams“, darunter das „Baroud-Ouest-Team“ (Baptiste, Theo und Justine) aus St. Broladre, nahmen im August an dieser Europa-Rundreise teil. Am 19. August 2022 starteten sie ihre Etappe in der Nähe von Berlin mit Ziel Amsterdam. Bei einem Zwischenstopp wollte eine Neuenkirchener Delegation das „Baroud-Ouest-Team“ in Hagenburg zu einem Picknick am Steinhuder Meer treffen.

Die Freunde aus St. Broladre und Neuenkirchen verbrachten am herrlichen See zwei wunderbare Stunden, sie aßen zusammen und plauderten über den bisherigen Reiseverlauf des Teams. Nebenbei wurden sogar Geschenke ausgetauscht und die Neuenkirchener Gruppe beteiligte sich mit einem kleinen Geldbetrag an der Finanzierung der Reise. Die jungen Bretonen erzählten, dass sie in Albanien einer Schule 70 Kilogramm Schulmaterial geschenkt haben, was mit überschwänglicher Dankbarkeit angenommen wurde.

Nach zwei Stunden drängte ein wenig die Zeit, denn unsere bretonischen Freunde wollten ja schließlich noch nach Amsterdam. Doch sie ließen es sich nicht nehmen, vor dem Aufbruch noch eine Partie Parlet mit den Neuenkirchenern zu spielen. Es folgte eine sehr herzliche Verabschiedung und Tage später erreichte das „Baroud-Ouest-Team“ wohlbehalten ihren Heimatort St. Broladre.

Einen weiteren wundervollen Kontakt stellte eine Gemälde- und Fotoausstellung in der Kapelle Saint-Anne-de-la-Gréve her. Die hochverehrte Kapelle gehört zu St. Broladre und liegt etwas ausserhalb, direkt auf dem Deich der Bucht vom Mont-Saint-Michel. Den ganzen Sommer über wurden in der Kapelle Exponate von mehr als 20 Künstlern ausgestellt, darunter Gemälde, Aquarelle und Fotographien der hiesigen Künstlerinnen Birgitta Gooss-Wedemeyer, Doris Schmidtke, Marlies Rinckhoff.

Die Ouest-France schrieb: „Diese Ausstellung erinnert daran, wie fruchtbar die Begegnungen der Bretonen mit den Niedersachsen sind.“ „Sie ermöglicht auch, die Künstler dieser beiden Länder zu schätzen und fördert die Möglichkeit des Austauschs im schulischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben“, unterstreicht Dominique Fourrier, Präsident der Städtepartnerschaft St. Broladre. Die Ouest-France schrieb weiter: „Seit 1989 treffen sich die beiden Gemeinden zu Besuchen, Begegnungen und Feierlichkeiten. Diese Ausstellung ist der beste Weg, um die Freundschaften während der Pandemie zu pflegen, da man sich lange nicht besuchen konnte.“

Im ersten Jahr nach der Pandemie erwartet die Neuenkirchener Besucher zu Pfingsten 2023 wieder ein spannendes Programm, auf das sich alle Mitfahrer:innen freuen können. Wie immer werden kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten ausgetauscht. Dabei haben zwei 4,5-Liter-Flaschen mit edlem und speziellem Getränk aus der jeweiligen Heimatregion schon eine lange Tradition.

CORONA hat die Welt verteuert, umso mehr freut sich das Komitee auf Fördermittel seitens der Gemeinde Neuenkirchen und insbesondere auch vom Deutsch-Französischen Bürgerfond mit Sitz in Berlin. Damit werden unsere Reisen in die Bretagne und die Besuche der bretonischen Freunde in Neuenkirchen bezahlbar gemacht und sorgen so entscheidend für den Fortbestand der freundschaftlichen Beziehungen.

Die Neuenkirchener freuen sich auf eine spannende und unterhaltsame Pfingstreise in die Bretagne, um nach der Pandemie einen Neuanfang zu beginnen. In diesem Zusammenhang verweise ich auf unseren Flyer, ebenfalls auf dieser Internetseite der Gemeinde Neuenkirchen.

Uwe Warrings
Vorsitzender
Partnerschaftskomitee Neuenkirchen

Reisebericht vom Partnerschaftskomitee

Pentecôte 2023: 25. – 30. Mai 2023
Eine Erzählung von Uwe Warrings

Die seit 1989 sechzehnte große Reise im Rahmen der Gemeindepartnerschaft fand mit einer 32-köpfigen Neuenkirchener Delegation vom 25. – 30. Mai 2023 statt. Es war gleichzeitig die erste Reise nach der unsäglichen CORONA-Pandemie. Mit dabei waren diesmal acht Neulinge. Schade war nur, dass unmittelbar vor Reisebeginn drei Mitglieder krankheitsbedingt absagen mussten.

Die Hinfahrt sollte 19 Stunden dauern, unterbrochen jedoch von einem fast zweistündigen Aufenthalt in der sehr schönen mondänen Hafenstadt Honfleur, direkt am Mündungsdelta der Seine gelegen. An dieser Stelle, in unmittelbarer Nähe von Le Havre, überspannen die „Pont de Normandie“, zwei gigantische Brücken, die Seine und liefern bei der Überfahrt einen unvergeßlichen Blick auf den Fluß und das Meer.

Der Wettergott meinte es mit den Reisenden sehr gut ...