Alte Hauptschule

Um 1960, Hauptschule Ihlienworth von 1852

Die erste Erwähnung einer Schule in Ihlienworth stammt aus dem Jahr 1598. Nach mündlicher Überlieferung soll das ursprüngliche Schulgebäude an der Nordostecke des Friedhofes an der Medem gestanden haben. Später wurde es auf den jetzigen „De oole Schoolhoff“ in der Dorfmitte verlegt. Da das Gebäude den Anforderungen nicht mehr genügte, wurde 1852 an derselben Stelle das noch heute vorhandene Schulgebäude (die „Alte Hauptschule“) errichtet. Neben dieser Hauptschule in der Dorfmitte bestanden noch drei weitere Nebenschulen in Mislag, Medemstade und Westerende. Die Platzwahl wurde später als großer Fehler gesehen, da der Unterricht oft durch den Verkehr auf der dicht am Schulgebäude vorbeiführenden Dorfstraße gestört wurde. Erst seit 1882 besaß die Schule einen Schulhof, dieser befand sich zunächst noch auf der anderen Seite der Straße. Vorher mussten die Schulkinder auf dem Friedhof hinter der Schule spielen.
Anfänglich war die Schule nur einklassig. Um 1850 wurden dem damaligen Lehrer Thumann junge Leute, die Lehrer werden wollten, als „Schulgehülfen“ zur Seite gestellt. Dieses System bestand bis 1875. Weil die Schülerzahl auf 250 gestiegen war, wurde ab 1876 eine dreiklassige Schule in zwei Klassenräumen mit zwei Lehrern eingerichtet. Erst 1890 wurde ein dritter Lehrer eingestellt und ein drittes Klassenzimmer eingerichtet. Dazu musste der Hauptlehrer seine Wohnung in der Schule aufgeben. Das Jahr 1928 brachte eine wesentliche Verbesserung: die dicht an der Schultür vorbeiführende Straße wurde auf die Südseite des Schulhofes verlegt.
Die Auswirkungen des 2. Weltkrieges auf den Schulbetrieb waren tiefgreifend. So mussten alle Kinder der vier Ihlienworther Schulen von nur noch drei Lehrern unterrichtet werden. Der Unterricht konnte nur unregelmäßig stattfinden, Brennstoffmangel führte zusätzlich zu Unterrichtsausfall. Durch geburtenstarke Jahrgänge und den Zuzug von ausgebombten Familien stiegen die Schülerzahlen stark an. 1944 hatte sich die Schülerzahl bereits auf 175 Schüler erhöht und durch den anhaltenden Flüchtlingsstrom mussten Anfang 1945 bis zu 230 Kinder in zwei notdürftig geheizten Räumen unterrichtet werden. Am 20. April 1945 wurden alle Schulen wegen Bomben- und Tieffliegergefahr geschlossen. Im Sommer 1945 wurden zudem ehemalige Zwangsarbeiter im Schulhaus untergebracht. Am 3. September 1945 konnte der Unterricht mit 222 Schülern unter schwierigen Bedingungen wieder beginnen. Die Schülerzahl stieg weiter und erreichte 1948 mit 325 Schülerinnen und Schülern ihren Höhepunkt, der Unterricht konnte nur gekürzt erteilt werden.
Der ab Mitte der 1950er Jahre angedachte Bau einer Ihlienworther Zentralschule wurde 1958 beschlossen. Am 2. Dezember 1960 wurde der Unterricht in der neuen Zentralschule in der Rosenstraße aufgenommen, dem Standort der heutigen „Grundschule Sietland“.
Das Gebäude der „Alten Hauptschule“ wurde ab diesem Zeitpunkt als Landwirtschaftsschule, Feuerwehrgerätehaus, Auslieferungslager und Bauhof der Samtgemeinde Sietland genutzt. Nach einem Umbau im Jahr 1990 sind hier Standesamt, Polizeistation, Musikschule und ein Ratssaal untergebracht.